Dentalhygiene studieren – lohnt sich das?

Ein ehrlicher Einblick in meinen Weg zur akademischen Dentalhygienikerin.

Die Entscheidung zu studieren fiel mir nicht leicht. Über ein Jahr habe ich gebraucht, um wirklich Ja zu sagen – gegen die klassische Fortbildung in Bayern und für den akademischen Weg. Ausschlaggebend war eine Mischung aus persönlicher Enttäuschung durch meine Teilnahme an der externen ZMP-Prüfung und meiner Inspiration: Die Fortbildung in Bayern gefiel mir nicht, wegen der unpassend aufgeteilten Lerntage. Gleichzeitig war da die Motivation meiner ZMP-Kursleitung bei praxisDienste, die mich ermutigte, größer zu denken.

Warum ich studieren wollte

Ich hatte das Gefühl: Da geht noch mehr. Ich wollte nicht nur fachlich wachsen, sondern auch persönlich und über die Grenzen hinaus. Mein Bruder, viele meiner Freunde studierten, ich liebe die englische Sprache und ich war bereit für ein neues Kapitel. Was mich besonders gepackt hat, war die Aussage „Mit dem Studium kannst du weltweit arbeiten.“ Natürlich sieht die Realität heute etwas komplexer aus – gerade was die Anerkennung im Ausland angeht. Trotzdem hat dieser Gedanke etwas in mir ausgelöst: den Wunsch, über den Tellerrand hinauszuschauen, mich international zu öffnen und flexibel zu sein.

Die Kleinstadt, aus der ich komme, hat mir viel gegeben – Familie, Freundschaft, Sicherheit. Aber ich wusste schon immer tief in mir: Meine Seele will mehr. Sie will sich fordern, wachsen, erleben. LEBEN. Heute lebe ich in Zürich, umgeben von neuen multikulturellen Impulsen. Hier kann ich mich entfalten – fachlich, menschlich und spirituell. Und der Weg dorthin begann mit einer mutigen Entscheidung: Ich studiere Dentalhygiene in Köln.  

Mein Studienalltag – zwischen Dachdiele, Deutscher Bahn und Disziplin

Das Studium war intensiv (2 Jahre lang) (Mehr Information) Und es war ehrlich gesagt auch hart. Während andere grillten und das Leben lebten, saß ich in meiner 2-Zimmer Wohnung in einer ausgebauten Dachdiele und lernte. Manchmal elf Stunden am Tag.

Hausarbeiten, BWL, Anatomie, Immunologie – viele Themen waren herausfordernd, vieles verstand ich erst beim zweiten, dritten Hören. Aber genau deshalb war mein Erfolg am Ende so viel wert.

Die Anforderung im Studium sind herausfordernd, aber machbar – sogar mit Familie, Partnerschaft, Job oder anderen Verpflichtungen. Eine gute Aufteilung für alle, die wirklich wollen.

Denn die Struktur des Studiums war dabei ideal: Drei Wochen arbeitete ich in der Zahnarztpraxis, eine Woche studierte ich in Köln. Ich fuhr mit dem Zug von München nach Köln (7 Stunden – einfach – ohne Verspätung) und übernachtete mit 4 weiteren Kommilitoninnen in einer Jugendherberge am Kölner Hauptbahnhof. Die Zeit war legendär, gemeinschaftlich und uns hält bis heute ein Band der Freundschaft eng zusammen.

Was mir das Studium im Berufsalltag bringt
Kurz gesagt: Freiheit, Tiefe und neue Stärke.

Als Dentalhygienikerin mit Studium stehen mir heute Türen offen, von denen ich früher nur geträumt habe. Fachkräfte in der Dentalhygiene werden deutschlandweit gesucht – besonders in großen, visionären Zahnarztpraxen, die moderne Konzepte leben. Ich kann dort arbeiten, wo ich wirklich will. Unabhängig, provisionsbeteiligt, gut bezahlt – und vor allem: ohne Angst vor finanziellen Engpässen.

Doch das ist nur die Oberfläche. Was das Studium wirklich in mir verändert hat, liegt tiefer. Ich darf heute Parodontalpatienten therapeutisch begleiten, Behandlungen übernehmen, langfristige Therapiekonzepte mit gestalten. Das ist nicht nur fachlich anspruchsvoll, sondern auch menschlich erfüllend. Mit dem Wissen und den Kompetenzen, die ich erworben habe, bin ich Teil eines Heilprozesses – und das gibt mir echte berufliche Erfüllung.

Was mich am meisten geprägt hat? Ganz klar: Fächer wie Ethik, Kommunikation, Selbstkompetenz. Durch das Modul zur gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg (Buch Empfehlung) habe ich gelernt, wie tief Sprache wirkt – im Gespräch mit Patienten, im Team, aber auch in mir selbst. Ich weiß heute, wie ich motivierend, empathisch und professionell beraten kann. Das Konzept des Motivational Interviewing (Mehr Information) hat mich dabei besonders beeindruckt. Es ist eine Kunstform, Patienten nicht nur aufzuklären, sondern sie wirklich zu erreichen.

Und dann war da noch das Phantomkopf-Training. Stunden über Stunden haben wir Scalen geübt – immer wieder, immer präziser. Was am Anfang Unsicherheit war, wurde zu Routine, zu Sicherheit, zu einem Flow-Gefühl. Diese praktische Tiefe war Gold wert. Ich arbeite heute ruhiger, fokussierter, sicherer.

Dennoch: Die praktische Arbeit im Studium kam für meinen Geschmack zu kurz. Im Vergleich zur zertifizierten DH-Fortbildung fehlt mir ein längerer Übungszyklus für praktische Arbeiten am Patient. Generell wünsche ich mir für die deutsche Ausbildung der Dentalhygienikerin eine Art Praktikum am Patienten. Denn in meiner Ausbildung war die Theorie tiefgehend, die Übungen am Phantomkopf wertvoll – aber nichts ersetzt die Arbeit mit echten Menschen im echten Alltag.

Was das Studium mit mir gemacht hat

Das Studium hat mich gefestigt, geöffnet, verändert.
Ich bin heute nicht nur fachlich stärker, sondern auch menschlich reifer.
Ich sehe die Medizin heute differenzierter.
Ich weiß, dass es nicht den einen richtigen Weg gibt – sondern viele.

Ich hätte mir gewünscht, vorher zu wissen, dass das Studium nicht automatisch in der Schweiz anerkannt wird. Aber rückblickend hätte ich mich 2015 ohnehin noch nicht getraut auszuwandern. Der Weg, wie er kam, war genau richtig. Zur richtigen Zeit.

Wenn du in dir spürst, dass du mehr willst – dann tu es.

Wenn du dich als Dentalhygienikerin weiterbilden willst, tu es.
Wenn du Ernährungsberaterin nach der ZMP werden willst, tu es.
Wenn du dich als Praxismanagerin entwickeln willst, tu es.

Denn am Ende deines Lebens wirst du nicht an das denken, was du gemacht hast.
Du wirst an das denken, was du nicht getan hast – und gern getan hättest.

Also geh los. Denk groß. Und glaub an dich.


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